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1. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 74

1877 - Leipzig : Teubner
7 4 Amphitryon zum Atlas; allein Poseidon schickte ihr Späher nach, unter diesen den Delphin, der sie auffand und dem Gotte zuführte. Homer erwähnt sie öfter als eine Gottheit der Wogen, unter deren Macht die Ungeheuer des Meeres stehen, aber sie ist bei ihm noch nicht die Gemahlin des Poseidon. Sie gebiert dem Herrscher des Meeres drei Binder, deren Namen Eigenschaften des Meeres bezeichnen: Triton (Rauscher, Hesiod. theog. 930.), Rhode (Rauscherin, vonpolhco),Benthesikyme(Wogerin der Tiefe). Eine besondere Verehrung ward ihr nicht zu Theil, auch keimt die Mythologie wenig Sagen von ihr. Sie soll die Skylla aus Eifersucht in ein Meeresungeheuer verwandelt haben. Ihr Name steht bei Dichtern oft zur Bezeichnung des Meeres. Von der Kunst ward sie der Aphrodite ähnlich dargestellt, mit einer netzartigen Haube und Krebsscheren am Scheitel, auf Delphinen und Meerpferden ober auf einem von Delphinen gezogenen Mufchelwagen. ^Die Römer ibentificiren Salacia (von salum = <xlg) mit ihr. Amphitryon, ’A^icpirgvcov, Amphitruo, Sohn des Königs Alkaios von Tiryns und Enkel des Perseus, töbtete unabsichtlich seinen Oheim Elektryou, König in Mykenai, der ihm für die Dauer eines Znges gegen Pterelaos und die Taphier sein Reich und seine Tochter Alkmene zur Obhut übergeben Hatte (s. Herakles, 2). Wegen biefer Blutschuld floh er mit Alkmene nach Theben zu feinern mütterlichen Oheim Kreon, der ihn entsühnte und ihm die Theilnahme an dem ihm von Alkmene aufgetragenen Kampfe gegen Pterelaos versprach, wenn Amphitryon zuvor beit wilbeu teumessischen Fuchs töbtete. A. verlangte, um beit nach einem Orakel nicht erreichbaren Fuchs einzuholen, vom Athener Kephalos (s. b.) den Hunb, der Alles einholen konnte. Beibe Thiere würden währenb der Jagb von Zeus in Steine verwandelt; dem Pterelaos würde von feiner Tochter das goldene Haar geraubt, woran feine Unsterblichkeit hing, und A. ward Herr von Taphos, das er seinen Kampfgenossen Kephalos und Heleios überließ. Nach Theben zurückgekehrt, vermählte er sich mit Alkmene, welche ihm den Jphikles gebar, während ans einer Verbindung mit Zeus Herakles von ihr geboren wnrde. Er wurde in einem Kampfe mit den Mindern erschlagen. Hdt. 5, 59. Apollod. 2, 4, 10. Amphora, von avaepopa, weil es ursprünglich ein Gesäß zum Schöpfen (ävoccpsqslv) war, der Sache nach aiicpoqsvg (aber keine Coutraetion v. diuplcpoqevg), ein Tragg.ef äß mit zwei Henkeln (ansae), bauchförmig, daher diota (dtroros) (Hör. od. 1, 9, 8.); rmtb, oben in einen engen Hals (col-lum) zulaufen b, in der Regel irben, auf der Töpferscheibe gefertigt (Hör. a. p. 21.), seltener von Glas ober gelbem Marmor (Onyx). Bisweilen waren sie mit einer Schnauze zum Gießen (ansiterna, Cat. r. r. 11, 3.) versehen, und ruhten entweber ans einem Fuß ober — Amyklai. liefen nach unten spitz zu. Sie bienten nicht blos zur Aufbewahrung des Weins (Hom. Od. 9, 204.), sondern auch von Oel, Honig u. A., sogar von Gold (Nep. Hann. 3.). Der auf Fässern aus-gegohrene Wein wurde auf amphorae gezogen (diffundi) und blieb dann in biefen, mit einem Kork (cortex ober suber) wohl versehenen (Hör. od. 3, 8. 9.) ober auch mit Gyps, Lehm, Pech übergossenen Flaschen bis zum Verbrauche in der Speichernieberlage, horreum ober apotheca. Der Jahrgang und die Sorte (nota) warb barauf geschrieben ober auf befonberen Marken (tesserae) babei gezeichnet. — Anßerbem ist es das gewöhnliche größere Maß, nach dem matt zu rechnen pflegte, sonst quadrantal; es zerfällt wieber in 2 urnae, 8 congii, 48 sextarii, 576 cyathi, s. Tab. Viii. im Anhange. Die Rebuction auf unsere Maße gibt Becker, Gallus 3, 280. Amphotcros, A^cporsqog, 1) s. Akarnan. — 2) ein Trojaner, bett Patroklos töbtete. Hom. Ii. 16, 415. — 3) ein Bruder des Krateros und Befehlshaber auf der Flotte Alexanbers des Gr. Gurt. 3, 3, 19. 4, 23, 14 ff. Arr. 3, 2, 3 ff. Amphrysos, ’A^cpqvaög, kleiner thefsal. Küstenfluß, in den pagafaiifchen Meerbusen münbeitb, an bessert Ufern Apollon 9 Jahre lang die Heerben des Abmet weidete. Verg. G. 3, 2. Aptoll. Rhod. 1, 54. Bisweilen verwechselt mit der phokifchen Stadt Ambrysos bei Delphoi, daher Verg. A. 6, 398. Ambrysia vates statt Delphica. Ampliatio, eine Vertagung des Processes, welche angeorbnet würde, wenn die Richter N. L. (non liquet, b. H. daß sie nicht hinlänglich aufgeklärt wären) entfchieben. Weil in solchem Falle der vor-fitzenbe Prätor erklärte amplius cognoscendum, entstaub der Name. Die Sache mußte dann von vorn verhanbelt werben. Beispiele bei Cic. Caec. 10. Val. Max. 9, 1, 11. Vgl. Comperendi-natio. Ampsancti lacus, kleiner See bei Aeculanum in Samnium (j. Lago b’Anfante), dem mephitifche Ausdünstungen entströmten, weshalb man bort einen Eingang zur Unterwelt annahm. Verg. A. 7, 563. Cic. div. 1, 36. Ampsivarii, ein deutsches Volk an der Ems. Tac. ann. 13, 55. Sie sinb wol auch ann. 2, 8. 22. gemeint, wo im Text fälschlich Angrivarii steht. Amulius s. Numitor. Amyitlai, ’A^vv.lai, 1) alte, schort Ii. 2, 584. genannte Stadt des Peloponnes, 20 Stabien füb-östlich von Sparta an den Bächen Tiafa und Phellias, ohne Ueberreste, nach der Sage vom Atnyklas, dem Vater des Hyakinthos, gegründet. Die Stadt behielt auch nach der Einwanderung der Dorer ihre freie achaiifche Bevölkerung, bis sie kurz vor dem ersten messenischen Kriege von Taleklos eingenommen wurde, um 750 b! C., der Sage nach, weil die Bewohner, schon oft durch blinden Lärm getäuscht, verboten hatten, solche Nachricht von Ankunft der Feinde auszubreiten; daher das Sprichwort : Amyclis taciturnior. Fortan bestand ihre Bedeutsamkeit nur noch durch die Denkmäler der Pelopiben und das Heiligthum des amyklaiischen Apollon (’A(ivk1oclov). Thue. 5, 18. Die alte, 30 Ellen hohe, ohne Kunst gearbeitete Statue war einer ehernen Säule ähnlich, an welche ein Gesicht, Hände und Füße angesetzt sind; auf dein Haupte saß ein Helm, in den Händen führte sie

2. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 189

1877 - Leipzig : Teubner
Bidental — Bildhauer, Bil< Anhänger des Senats ein Mann von entschiedenem Einflüsse und großer Bebeutnug, aber cmd) sehr eigensinnig. Der Aristokratie schloß er sich aus^ engste an und war daher auch später dem Pom-pejus behulslich das Consnlat allein zu erhalten. Flut. Cat. min. 41 ff. In der Provinz Syrien erwarb er sich (52) durch seine Verwaltung wohlverdienten Ruhm, im Felde dagegen war er un- j bedeutend und schloß sich in seine Festungen ein. Cic. ad Att. 6, 1. Er war verheirathet mit einer > Tochter des jünger» Cato, Porcia, welche nach seinem Tode (kurz vor der Schlacht bei Dyrrha-chiutu, wo B. die Flotte besehligte) den Brutus Heirathete. Caes. b. c. 3, 18. Flut. Brut. 13. 2) (Bein gleichnamiger jüngster Sohn (Flut. Brut, 13.) fiel in der Schlacht bei Philippi in Antonius’ Gewalt, schloß sich ihm an und war in der Folge sein Legat in Syrien, wo er starb; er hinterließ dno^ivrjfiovsv^ccta Bqovtov. Flut. Brut. 13. App. b. c. 4, 136. Bidental s. Jupiter und Zeus, 1). jbiöeoi, ßidiaioi., ßidvoi (wol das bigcuit-mirte i'svog d. i. Wisser, Zeuge, Richter), eine Behörde in Sparta, in der Regel aus 5 Männern bestehend, welche vorzugsweise die Jünglinge^ zu beaufsichtigen hatten. Sie waren dem Ttaisovöaog untergeordnet; auch wird ein ngsaßvg ßidtcov als ihr Vorsteher genannt. Paus. 3, 11, 2. Bigäti, sc. nummi heißen die römischen Silberdenare von den finnischen Kriegen bis zu den Bürgerkriegen nach dem Zweigespann als Typus. Plin. n. h. 33, 3, 13. Die germanischen Völker zogen diese alten Münzen der republikanischen Zeit den leichteren Neronischen vor. Tac. Genn. 5. Bigerriönes, aquitanijche Völkerschaft Galliens am Abour, mit der Stadt Tarba (Tarbes). Caes. I). g. 3, 27. Bilbilis, Bttßihs, j. Banbola, Stadt auf einem Felsen in Hispania Tarracouensis am Salo, Mutti-cipium mit beut Beinamen Augusta, ausgezeichnet durch seine Eisenwerke und Wafsenschmieben, sowie durch Goldbearbeitung; Geburtsstadt des Dichters Martialis, der in seinen Gedichten oft und mit Siebe von feiner Heimat spricht. 1 Bildhauer, Bildhauerei, Bildsclinitzkunst. I. Die Plastik oder Bildnerei im weiteren Sinne schloß sich bei den Hellenen au entsprechende Gattungen der Tektonik ober Haubwerkskunst au, namentlich an das Arbeiten hölzerner Geräthe, die mit dem Beile ans dem Groben gehauen (te-atcclvnv, Tisl£Y.hv), mit seinen Instrumenten bearbeitet (£,hiv) und mit mannigfachem Schmucke von Golb, Silber, Elfenbein, Bernstein ausgelegt würden (Slvovv, dcadüxxtlv), ober metallener Gefäße; an die Kunst des Löthens (kou^sis, ferruminatio) und an' die Töpferkunst (xgpor-fievtlxrj). Aus der Hand des Bildners in Thon gingen bald auch Reliefs (rvnoi) und ganze Figuren hervor. Durch aufgetragene Farben suchte man den Ausdruck zu steigern, und dieser Schmuck, welcher ursprünglich das Charakteristische in Körperbildung und Kleidung nur roh und grell zur Erscheinung brachte, wurde auch von der vollenbeten Kunst beibehalten (Polych rontie). An Statuen finb vielfache Farbenfpuren erhalten; über den Umfang der Polychromie in der Blüthezeit der Kunst ist man jedoch noch nicht zu einer völlig sicheren Erkenntniß gelangt. Vgl. O. Jahn, lhauerei, Bildsclinitzkunst. Is-1 die Polychr. der alten Sculptur (Aus b. Alterthumswissenschaft S. 247 ff.). Bei dem Metallgusse (ai-s statuaria) kam es besonders aus die Mischung der Bronze (vgl. Aes Corinthium) und aus die Behaublung des Gusses in Formen an; bte ©tatue würde über einen feuerfesten Kern aus Wachs boffirt und darüber eine thönerue Form gestrichen (liydog, %röyo?), in welcher Röhren angebracht würden, durch welche das eiuströmenbe Erz an die Stelle des Wachses trat und den Zwischenraum zwischen Kern und Form füllte. Die Holzschnitzerei (£f£iv für das flachere, ylvcpsiy für das tiefere Arbeiten mit f(Harfen und spitzigen Werkzeugen) wurde besoubers für Götterbilber (göuva) angewandt. Für die Bildhauerei (sculptura) wurde der feste und politurfähige Kalkstein (daher marmor, s. b., [mqiic<qov von Ilciqiiklqelv), und) zwar der weiße, bei den Griechen vorzugsweise der pentelische, hymettische und parische, in Rom seit Tiberius auch der von Carrara (Luna) als das eigentliche Material anerkannt. — Die Bearbeitung der Metalle mit scharfen Instrumenten, Toreutik, To^svz^ri, cae-latura, war theilweise mit einem Gießen in Formen, besonders aber mit dem Herausschlagen oder Treiben mit Bnnzen verbunden und wurde besonders bei Waffenstücken, namentlich Schilden, bei Gesäßen, besonders großen Silberschüsseln u. s. tu. angewandt. Hiermit hing in den Werkstätten der Alten mich die Arbeit in Elfenbein (f. Elepkantus, A.) zusammen; erhalten siub uns bavou nur die s. g. Diptycha (s. b.) ans dem späteren römischen Reiche. Endlich ist hier bte Arbeit in Edelsteinen (f. Gemma) und in Glas (was eine Nachahmung und ein Ersatz für die kostbarere Kunst der Gemmen war; die mur-rina vasa, s. b., können hier nicht füglich hinzugezogen werben) und die Stempels chneibe-kuust zu erwähnen, die auch durch den Kunst-werth der Typen von Bebeutung ist und worin die Griechen sich durch das eigentliche Schneiden der Stempel, die Römer aber durch das Verfahren des Prägens auszeichneten; größere praktische Wichtigkeit hatte sie jedoch noch in Handel und Verkehr durch die Numismatik. — Obgleich in 2 der ältesten griechischen Plastik fowol orientalische, als auch selbst ägyptische Einflüsse nachzuweisen find, so kann doch von einer eigentlichen Nachahmung nicht die Rede feilt. Auch die frühesten Stufen der Kunst zeigen ein Streben nach eigenen und selbständigen Ausdrucksmitteln. Die Pelasger verehrten ihre Götter ohne Bild und Tempel, nud die Kunst konnte erst daun in der Religion entstehen, als der Mensch ein sichtbares Zeichen, eilt Symbol seiner Gottheit, begehrte. Das älteste Griechenland hatte außer Götterbildern keine Bildsäulen. Aelter aber als die Götterbilder (euovs?, äyoc^ar«) waren die symbolischen Gegenstände der Gottesverehrung. Aus rohen Ansängen daher, der Verehrung von Baumstämmen und Steinen, erhob man sich zur Wahl der Säule, au der, auch als die Arme und Füße baran bezeichnet würden, benuoch die Amte mit dem Leibe zusammenhingen und die Füße geschlossen und unbeweglich waren. Die Arme sonberten sich zuerst, die kriegerische Zierbe von Helm, Lanze und Schilb trat hinzu (Pallabien), bis Daibalos, Zeitgenosse des kretischen Minos (drei Menschenalter vor dem troja-

3. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 441

1877 - Leipzig : Teubner
Gemma. Kunst, solche cbsc ©teilte zu graviren und zu Policen; von Indien und Aegypten kaut dieselbe nach Vorderasien und Griechenland. Aber hier wurde sie vervollkommnet und, bet^ beit beschränkten Grenzen, ans die sie ihrer Natur nach angewiesen ist, beinahe bis zum höchsten Maße der Vollen^un^g und Onyx, weniger den Aquamarin (Beryllus od. Smaragdus Scythi-cus), Sapphir (Hya-cinthus), Topas (Chrysolitkus), am wenigsten den Diamant (Adamas) und Rubin (Carbunculus). Die Bearbeitung, wie uns die Alten sie schildern (Plin. 37, 4. 15, 76.), weicht von der unsrigen wenig ab. Wenn nämlich der Schleifer (politor) den Stein bearbeitet und ihm eine ebene oder gewölbte Form gegeben hatte, griff ihn der Steinschneider (scalptor od. sculptor, cavarius) mit eisernen, mit italischem Stanbe und Oel bestrichenen Instrumenten, bald mit runden, bald mit spitzigen mtd bohr-artigen, bisweilen aber auch mit der in Eisen gefaßten Diamantspitze 4. an. Ob die Künstler sich dabei der Vergrößerungsgläser bedienten, ist ungewiß. Am häufigsten getragen wurden die Steine in Ringe gefaßt. In diesem Falle lieferte der Steinschneider sie an den Goldschmied (aurifex oder anullarius) ab, der sie einfaßte. Die Figuren wurden entweder vertieft eingeschnitten (gemmae sculptae, exsculptae, 441 dvaylvcpm, Autaglio's), ober aus der Oberstäche hervorragend (caelatae, enzvna, Cameen), enttvebev einzeln ober verbnnben, hinter ober neben einander (capita iugata) ober gegen einetttber gekehrt (ad-versa) ob. von einander weggewandt (aversa). Die ersteren würden hauptsächlich zum Siegeln, bte letzteren zum Schmucke gebraucht. Der Ring hieß »«-hxvuoq, anulus, das eingegrabene Bild, neben welchem sich gewöhnlich noch der Name des Besitzers bar 5. auf befanb, ccpgayig (s. b.), acpqccylölov, die sie bearbeitenden Künstler 5«xt'u^toy^'uqp°t'sca^P^ores anu" lorum, anularii. Als Sulla, Lucullus, Pompejns u. A. Sammlungen schöner geschnittener Steine (öav.xv-ho&riv.cu) aus Griechenland und Kleinasien nach Rom gebracht hatten, erwachte und verbreitete sich auch hier die Liebe dafür, und Snlla's Stieffohn Sean-ms, Pompejus selber, Cäsar u. A. legten solche ! Sammlungen an, ohne daß doch Rom je ansge-! zeichnete Künstler darin hervorgebracht hätte. So verlor diese Knust, als sie vom Hose der Ptolemaier aus den des Augustus überging, für welchen Dioskorides arbeitete, schon viel an reiner Schönheit des Stils, gewann dafür aber ein eigenes röm. Gepräge wieder. — Unter allen Kunstdenkmalen sind diese in größter Anzahl aus uns gekommen; sie fingen aber erst dann an recht zahlreich zu werden, als der großartige Kunststil zu erloschen begann. Auch in dieser Beziehung hat die Gemme große Aehnlichkeit mit dem Epigramm der griech. Anthologie, und beide können sich gegenseitig zur Erläuterung dienen. Der erste anerkannte Meister im Steinschneiden war P y r-goteles, der allein Alexanders Bild in Stein schneiden durste; aber den Gipfel dieser Kunst bezeichnet der Cameo Gonzaga, jetzt im Besitz des Kaisers von Rußland, das Brustbild des Ptole-maios Philadelphos und seiner Schwester und Gemahlin Arsinoe (nach Andern Olympias und Alexander). Dieser Onyx eines uns unbekannten Künstlers ist das Schönste, Zarteste und Geistreichste, was in dieser Art aus uns gekommen, wogegen ein denselben Gegenstand behandelnder

4. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 481

1877 - Leipzig : Teubner
Hebe — Hegesias. entstanden (lacunar, laquear), welche wir Casselinen imb Carres nennen, und welche von den laquearii kostbar gemalt und sowol mit Stuck als mit Gold verziert wurden. Fenster (fenestrae) waren im Erdgeschoß selten, da die Zimmer desselben nach dem Atrium und Cavädinm gingen und von diesen durch die weite Thürössuung Licht empfingen. Dagegen die oberen Stockwerke hatten immer Fenster und auch häufig uach der Straße zu, doch waren sie ziemlich klein. Vor Alters waren die Fenster durch Läden oder Vorhänge (vela) verschlossen, später auch durch Marienglas (lapis specularis) und sogar durch unser Fensterglas, Vitrum. — Die Heizung geschah durch Kamine (caminus, focus), eherne Kohlenbecken und tragbare zierliche Oesen, deren man mehrere in Pompeji gefunden hat. In Ober-Italien, Gallien, Germanien heizten die Römer am häufigsten durch Röhren (tubi oder tubuli), welche von dem hohlen durch Feuer erwärmten Fußboden ausgingen (su-spensura, hypocaustum) und die Wände durchzogen. Auch begnügte man sich mit dem erwärmten Fußboden, ohne daß Röhren damit in Verbindung standen. In den alten Zeiten gab es wol keine Essen, und der Rauch entwich durch die Thüren oder Fenster oder durch die Dachössnnng des Atrium; aber seit den Zeiten des verfeinerten Luxus gab es auch Schornsteine, wenn sie auch in Unteritalien, wo man überhaupt der Heizung wenig bedurfte, selten waren. — Das Hauptcharakteristische des römischen Hauses bestand hauptsächlich in Folgendem: 1) Der ganze Ban war von außen unregelmäßig, niedrig und im ganzen unansehnlich. Auch verwendete man wenig Schmuck auf die Außenseite. Höchstens ließ man in der Mauer rothe und gelbe Ziegeln streifenweise abwechseln, bis die steigende Prachtliebe Säulen an den Thüren oder Bildhauerei und Stuckatur hinzufügte. 2) Die inneren Räume waren, soweit sie für den Gebrauch der Einzelnen dienten, klein und heimlich, an das Atrium oder Cavädinm sich anschließend und dadurch vor Zugluft und Sonne trefflich geschützt. Die den Mittelpunkt bildenden offenen Hallen waren dagegen groß und vermittelten den Verkehr zwischen allen andern Zimmern. Die Wirkung, welche ein römisches Haus nach Innen auf den Beschauer hervorbrachte, muß eine bezaubernde gewesen sein. — Zur Verdeutlichung ist ein Grundriß des 1824 — 1825 aufgefundenen Hanfes des trag. Dichters in Pompeji liebst einer Erklärung der einzelnen Theile beigefügt. Vgl. Becker, Gallns Ii, S. 171 ff. liehe, r'hßrj, Juventas, die perfonificirte ewige Jugend, Tochter des Zeus und der Hera (Ilesiod. theog. 950.), Dienerin der Götter, welche ihnen den Nektar einschenkt (Horn. 11. 4, 2.), mit dem vergötterten Herakles vermählt (f. Herakles, 12.). Sie ward an manchen Orten Griechenlands verehrt. In Phlws und Sikyon heißt sie Ganymeda und Dia. — In Rom hatte Juventas mehrere Heiligthümer; sie war hier nicht blos Personisieation der jugendlichen Mannschaft, auf der die Kraft des Staates beruht, sondern auch der ewigen Jugendblüte des Staates selbst. Abbildungen sind selten. Hebros, "Eßgog, jetzt Maritza, der Hauptstroin Thrakiens, entspringt auf einem Gebirgsknoten des Skomios und Rhodope {Time. 2, 96.) und nimmt Real'lexikon des class, Alterthums. 5. 9tujx. 481 unter vielen Nebenflüssen besonders den Tonsos und den mit dem Tearos (j. Teara) vereinigten Agrianes oder Ergines (j. Ergane) auf, wird schon von Philippopolis an schiffbar und ergießt sich in 2 Armen, von denen der eine den Sten-torissee bildet, als ein großer Fluß bei Ainos ins Meer. Hdt. 1, 59. 4, 90. Hegeloclios, 'Hytloxog, 1) ein griech. Schauspieler, der bei der Ausführung von Euripides' Orestes V. 279. anstatt yuh]v 09®, ich sehe Ruhe, sprach: y«;U> ögeo, ich sehe ein Wiefel, und dadurch bei den Zuschauern ein allgemeines Gelächter erregte. — 2) ein Anführer der makedon. Reiterei auf Alexanders Feldzuge in Asien. Hegemone f. Charis, Chariten. 'Hysfiovia. 1) In den Verhältnissen der einzelnen griechischen Staaten unter einander bezeichnet Hegemonie das Uebergewicht eines Staates über die andern und die damit verbundene Leitung der Bundesangelegenheiteu (lat. princi-patus). Natürlich ist dies Verhältniß nach den besonderen Bundesbestimmungen, wie auch nach der Macht des leitenden Staats ein verschiedenes gewesen; im Allgemeinen läßt sich indessen darüber Folgendes angeben. Die einzelnen Staaten waren politisch unabhängig. Ueber Krieg und Frieden von Bundes wegen entschied der Bundesrath, in dem alle einzelnen Staaten gleiches Stimmrecht hatten. Der leitende Staat bildete dagegen den Mittelpunct der gemeinschaftlichen Berathungen, hatte die Führung im Kriege, forderte die Geldbeiträge ein und bestimmte, der wie vielte Theil der festgesetzten Kontingente ausrücken sollte, sandte den Kontingenten auch Oberbefehlshaber (^svayovg). Vgl. auch Zvmicci l ct. — — 2) In der attischen Gerichtssprache ist riyf^ovca tov 8ly.ccoxt]qlov die Vorstandschaft der Gerichte, die nach der Beschaffenheit der vorliegenden Fälle verschiedenen Behörden zukam. Die betr. Behörde hatte die Klage anzunehmen, den Proceß zu in-struiren und bei dem gerichtlichen Verfahren zu präsidireit. — 3) Ueber die rjys^ovla za>v av[i-iloqlöiv s. Leiturgia, 4. Hegesamler, 'Hyriaccvsyog, 1) Genosse des Xe= uophoit in der Zurückführung der 10,000 Griechen aus dem Innern Asiens in ihre Heimat; vgl. Xen. Anab. 6, 1, 5. — 2) aus Delphoi, vielleicht im 2. Jahrh. v. C., Verfasser einer mindestens aus 6 Büchern bestehenden Schrift vnouvr'muzci, die encyklopädischer ober vermischter Art gewesen zu sein scheint und von Athennio» vielfach benutzt warb. Hegesias, 'Hyrjoiccg, 1) ein Anhänger der ky rencnschen Schule, lebte im 3. Jahrh. v. C. in Alexandrien. Er hielt die Lust für die Blüte und beit Zweck des Lebens; aber bei den vielen Unglücksfällen, denen der Mensch ausgesetzt, glaubte er die Hoffnung, biefen Zweck zu erreichen, auf geben zu müssen und erklärte daher, es fei besser zu sterben, als solches Loos zu ertragen. Diese Lehre trug er in seiner Schrift, dnov.uqztqcöv genannt, tu so grellen Farben vor, daß manche seiner Schüler (Hegesiaci) Hand an sich legten; er selbst aber bekam den Beinamen nsioi&üvuzog. Cic. tusc. 1, 34. 83. 84. — 2) Sophist und Rhetor ans Magnesia ant Sipylos, lebte um 300 v. C. Cicero (Brut. 83. or. 67.) nennt als sein Muster den Charisios, der als Nachahmer des Lysias be- 31

5. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 24

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
24 oft wegen verborgener Risse und Spalten gefährlich zu überschreiten sind, wenn eine trügerische Schneedecke diese ungeheuren Zerklüftungen den Augen des Wanderers verbirgt. Diese Gletscher und Eisfelder sind zugleich die reichsten -Vorräthe des reinsten Wassers, welches in tausend Bächlein ihnen entströmt, oft brausend und tobend hinabstürzt und allmählich als Riesel, Bäche, Flüsse die Thalschasten durchsließt und zahlreiche kleinere oder größere Alpenseen bildet. Sie speisen vorzüglich im Hocksommer die Ströme, welche ohne diesen Zuwachs oft für die Schifffahrt untauglich werden müßten. Die Alpen sind gesegnet mit den trefflichsten und fettesten Weiden, mit Wild und Mineralien, mit Heilquellen aller Art und ausgedehnten Waldungen. Eisen-, Kupfer-, Blei- und Quecksilbergruben finden sich besonders in den Ost- und Westalpen. Aix in Frankreich. Leuk, Pfävers und Tarasp in der Schweiz, Gastein, Ischl und Baden bei Wien im Kaiserthum Oesterreich sind die bedeutendsten Gesundbrunnen im Alpenland. Bon allen Ländern, welche die Alpen durch- ziehen, liefert die Schweiz am wenigsten nutzbare Erze. Gold und Silber wird nur noch in Tyrol, Salzburg und Kärnthen, Silber nur in Frankreich auf dem einzigen Werk von Allemont in der Nähe von Grenoble gewonnen. Der Kupferertrag ist in Frankreich, Tyrol, Illyrien und Steiermark von einiger Erheblichkeit, dagegen der Bleiertrag, mit Ausnahme der Grube am Bleiberg bei Villach in Kärnthen (jährlich 30 — 40,000 Centner) durch - gehends von geringer Bedeutung. Die Eisenproduction in der Schweiz, Savoyen, Tyrol und Salzburg ist in Vergleich mit der in Kärnthen und Steiermark, von denen ersteres jährlich wenigstens 250,000 Centner, letzteres aber 450,000 Centner liefert, unbedeutend. Der Salzreichthum der Alpen ist bei Hall in Tyrol, Berchtesgaden in Baiern und Hallcin im Salzburgi- schen (Salzkammergut) großartig zu nennen. Hallein allein liefert jährlich 450.000 Centner. Der Ertrag an Steinkohlen steht zu der Ausdehnung des Alpenlandes in keinem günstigen Verhältniß. Auch hierin ist Oesterreich am ergiebigsten; doch werden hier jährlich nur 500,000 Centner gewonnen. Quecksilber findet sich fast nur in Idria im Königreich Illyrien (jährlich 15.000 Centner). So erhabene Naturschönheiten die Alpen in der Höhe und im Thale bieten, so furchtbar sind auch die Erscheinungen, welche ihnen vorzugsweise eigen sind: die Rüstn, die Lawinen, Bergstürze, der Föhn :c. Die Alpen fallen steil nach Süden ab und zerfallen in drei große Hauptgruppen: 1) in die Weftalpen; 2) in die Centralalpen; 3) in die Ostalpen. I. Die Wellalpen, vom Mittelmeere bis zum kleinen St. Bernhard, ziehen von S. nach N. und zerfallen in 3 Unterabtheilungen: 1) die Seealpen vom Meere bis zum Monte Viso (Col di Tenda, Uebergang zum Apenninus); 2) die cottischen Alpen von da bis zum Mont Cenis (11,000'); 3) die grafischen Alpen von da bis zum kleinen St. Bernhard; sie ent- halten den höchsten Punkt im südeuropäischen Alpengebirge, den Mont- blanc (14,807'). Ii. Die Centralalpen^ welche die massenhafteste Gruppe ausmachen, beginnen am kleinen St. Bernhard und enden mit dem Dreiherrnspitz in Tyrol

6. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 40

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
40 Kälte und im Sommer drückende Hitze. Dagegen ist das Klima in Irland für die Erzeugnisse des Pflanzenreichs noch günstiger, als das von England. Irland ist feuchter als England, und hat noch weniger Kälte und Wärme als dieses. Vor allenr ist der Graswuchs im englischen Tiefland ausgezeichnet. Aber auch Weizen, vorzugsweise in England, Hafer und Gerste gedeihen fast überall. Vor allem aber muß die englische Viehzucht als ausgezeichnet er- wähnt werden. Die reichen Kohlenlager, insbesondere in der Nähe von Newkastle, tragen zur Förderung der englischen Industrie wesentlich bei. Zweiter Abschnitt. Die hydrographischen Verhältnisse Europas. § 45. Allgemeine Erläuterungen. Die Hydrographie liefert eine Darstellung der stehenden und fließenden Gewässer eines Landes oder Erdtheils. Zu den st e h e n d e n Gewässern gehören alle Ansammlungen von Wasser in tiefer liegenden Gegenden, wie Seen, Sümpfe, Moräste, Moore oder Moose mit mehr oder minder wage- rechtem Wasserspiegel. Die fließenden bewegen sich nach niedrig gelegenen Punkten, und enden in einem Binnensee oder im Weltmeer. Alles fließende und stehende Gewässer hat einen Ursprung; diesen nennt man die Quelle. Alle Quellen der Erde verdanken, soweit es uns bekannt ist, ihren Ursprung den atmosphärischen Niederschlägen (Thau, Regen, Schnee rc.), welche in die lockere Erdrinde eindringen, sich an geeigneten Orten ansammeln und wieder an das Tageslicht hervortreten. Das Quellwasser enthält allerlei erdige und salzige Beimischungen (Stahl-, Salz- und Schwefelquellen, Bitter- wasser rc.). Die Quellen sind entweder wanne oder kalte, gleichförmige, periodische oder abwechselnde und intermittirende oder aussetzende. Das einer Quelle entfließende Wasser bildet zunächst ein Bächlein, und die Vereinigung mehrerer solcher Abflüsse einen Bach. Aus Bächen werden Flüsse, und diese vereinigen sich mit dem Strome. Unter einem Strome versteht man einen solchen Fuß, welcher einen bedeutend langen Lauf, oder einen Ober-, Mittel- und Unterlauf hat, andere Flüsse in sich aufnimmt und zuletzt ins Meer oder in einen Binnensee einmündet. Die Flüsse, welche ein Strom aufnimmt, heißen Neben- und Zuflüsse. Küstenflüsse ergießen sich ins Meer, entspringen aber nicht weit von ihrer Mündung. Alle Ströme, deren Wassermassen in den Ocean einmünden, heißen ocea- nische, es gibt aber auch Ströme, z. B. die Wolga in Rußland, welche in einen Binnensee ausmünden, oder auch im Sande einer Wüste oder in einer Steppe versiegen. Diese nennt man Steppenflüsse oder konti- nentale Ströme.

7. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 223

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
223 Geschicklichkeit. Sie schließen unter einander Freundschaftsbündnisie und Gastfreundschaft in hohem Grade. Ohne besondere Veranlassung berauschen sich die Männer zuweilen vermittelst eines ausgegohrenen Getränkes, in welches ein Pilz gelegt wird. Die Frauen kosten dasselbe niemals. Sie kleiden sich meist nach russischer Weise, leben im Winter in unterirdischen Jurten und im Sommer in erhöhten Hütten an den Usern der Flüsse. Besondere Erwähnung verdienen die Hunde in Kamtschatka, welche als Zug- thiere daselbst unentbehrlich sind, und die Reisenden und ihr Gepäck beför- dern. Da die Hunde schlecht behandelt werden, sind sie tückisch und minder treu. Ihre Klugheit ist erstaunlich. Ortsbeschreibung. Sibirien zerfällt in 2 Theile: a. Wcstskbiricn. Tobolsk, 25,000 E., Sitz des Statthalters und Erzbischofs, Nieder- lage des Pelzwerks für ganz Sibirien, liegt am Zusammenfluß des Irtisch und Tobol. Omsk am Irtisch ist *feit 1838 Sitz der Oberverwaltung von Westsibirien, und zählt 12,000 E., worunter viele Verbannte sind. Tomsk am Tom, so groß wie Omsk, ist befestigt. Bcresow am Ob ist sehr nörd- lich gelegen und ein harter Verbannungsort; hier starb 1729 der verbannte Fürst Mentschikow, welcher sich vom Pastetenbäckerjungen unter Peter dem Großen zu den höchsten Würden emporgeschwungen hatte. Baruaul, Ober- bergamtssitz , ist eine wohlgebaute Stadt in fruchtbarer Gegend. Alles sibirische Gold wird hier abgeliefert, und in seiner Nähe jährlich Silber im Werthe von 5 Mill. Gulden gewonnen. b. Dstsibirien. Irkutsk an der Angara, 20,000 E., ist die schöne und gesund gelegene Hauptstadt. Südöstlich davon liegt der durch den Verkehr mit China be- kannte Handelsplatz Kiächta an der Selenga nahe bei Maimatschin; er wird, da die Umgebung höchst unfruchtbar ist, nur von Kaufleuten bewohnt. Nordöstlich davon liegt Nertschinsk, das Gold, Silber und Zobelfelle liefert. Jakutsk an der Lena, 3000 E., ist der Hauptsitz der russisch-amerikanischen Handelsgesellschaft. Ochotzk, an der Ostküste von Sibirien, ist eine kleine Stadt, welche viele Verbrecher zu Einwohnern zählt; diese arbeiten in Ketten und oft gebrandmarkt auf den Straßen. Petcr-Paulshafen auf der Halb- insel Kamtschatka ist 3200 Stunden von St. Petersburg entfernt, treibt Handel mit Thran, Fischbein, Wallrath und Wallroßzähnen. In jüngster Zeit hat Rußland von China das Mündungsland des Amur erhalten, welches vortreffliches Schiffbauholz liefert und einen befestig- ten Seehafen erhalten hat. Ein Theil der russischen Flotte ist hier stationirt. Zu Sibirien gehören noch die Alöuten und Kurilen, welche von Jägern, Fischern und Bergleuten (Kupfer und Schwefel auf den nördlichen Kurilen) bewohnt sind oder besucht werden, und Neu-Sibirien. Dies ist die nörd- lichste Inselgruppe Asiens; man soll aber nördlicher noch Berge eines Ei- lands erblicken, welches man des Eises wegen bisher nicht erreichen konnte.

8. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 225

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
225 braten und süßes Gebäck bei jeder Mahlzeit verzehren, begnügen sie sich im Felde mit einer Hand voll roher Hirse und frischem Quellwasser. Auf- fallend ist es, daß sie auf die muhamedanischen Feiertage weniger Gewicht legen, als auf die alten heidnischen, welche noch bis zur Stunde mit großen Thieropfern, Schmausereien und Kampfspielen begangen werden. Merkwürdig ist die Gegend von Baku und Abscheron, einer kleinen Halbinsel des kaspischen Meeres. Hier sind Naphtha- oder Bergölquellen und das ewige Feuer anzutreffen. Aus den Spalten des muschelartigen Bodens steigt Kohlenwasserstoffgas empor, welches sich bei Berührung mit einer Flamme rasch entzündet und fortbrennt. Zu diesen Feuern sind früh- zeitig die Parsen und Ghuebern gewallfahrt, und noch jetzt hat dieser Brauch nicht aufgehört. Der Boden ist mit diesem Gase so erfüllt, daß man es zum Kochen und zur Beleuchtung der Hütten gebrauchen kann. Man steckt eine Röhre in den Boden, entzündet das Gas und kann es löschen, wenn man die Oeffnung der Röhre wieder verschließt. Ortsbeschreibung: Stawropol, 7000 E. .Tiflis am Kür in der Provinz Georgien, 60,000 E. Bedeutender Handel. Deutsche Colonien liegen in der Nähe. Eriwan, 15,000 E., am Fuße des Ararat im russischen Armenien. Westlich davon liegt das reiche Kloster Etschmiadzin, die Resi- denz des Katholikos (Patriarchen) der armenisch-christlichen Kirche. Am kaspischen Meere sind Derbent wegen seiner Bergöl- und Naphthagruben und Baku aus Abscheron wegen des ewigen Feuers zu merken. § 91. Die Staaten von Arabien. (50,000 Q.-M., 4 Mill. Einwohner.) Schon im Alterthume lebte das Volk von Arabien wie noch jetzt von Ackerbau, Viehzucht und Raub. Die Araber sind von mittlerer Größe, starkem Knochenbau, aber mager; in höheren Gegenden ist ihre Gesichts- farbe weiß, in der Ebene braungelb. Schwarze, feurige Augen, eine fein- gebildete Nase, ein sorgsam gepstegter Bart und eine würdevolle Haltung zeichnen die Araber Vortheilhaft aus. Sie leben noch jetzt meist als No- maden, lieben Abenteuer, Märchen und Lieder und haben ihre angeborene Tapferkeit, ihr Gefühl für Freiheit und Unabhängigkeit und ihre alten Staatsformen beibehalten. Ihr Charakter ist edel und menschenfreundlich; ihre Sitten sind einfach und altherkömmlich. So leicht sie aufbrausen, so leicht lassen sie sich auch wieder besänftigen. Gastfreiheit gehört zu den ersten Tugenden der Araber; wer einmal Salz und Brot mit ihnen gegessen oder die Wohnung betreten, ist ihr Gastfreund. Sie sind noch sehr aber- gläubisch; überall vermuthen sie Geister und Zauberei. Ihre Nahrung ist einfach. Nothwendig zu dem Leben ist den Arabern die Dattel; sie be- greifen nicht, wie z. B. die Engländer ohne diese Frucht leben können; ihre Kleidung ist ganz orientalisch: weite Beinkleider, Gürtel, Jacke, gewählte Kopfbedeckung rc. Die ansässigen Araber treiben Ackerbau und Handel; die Beduinen, d. h. die Söhne der Wüste, ziehen als Nomaden und Räuber umher. ' Diese zerfallen in viele Stämme, welche in fortwährender Fehde mit einander leben. Ihr Reichthum besteht in Heerden und Pferden. Den Cassian, Geographie. 4. Aufl. in

9. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 338

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
> - 338 - bildeten Atmosphäre umgeben ist. Mittels der Spectralanalrffe hat man bereits gefunden, daß sich in der Sonnenatmosphäre Natrium, Kalium, Calcium, Eisen und Magnesium findet, während Kupfer, Gold, Silber, Strontium, Aluminium, Blei, Quecksilber und Arsen darin fehlen. Man hat diese Beobachtungen auch bereits auf die Fixsterne und Nebelflecken aus- gedehnt. Als Bestandtheile der ersteren hat man Eisen, Calcium, Natrium, Magnesium und Wasserstoff erkannt. Im hellsten Stern des Orion scheint Wasserstoff zu fehlen; Aldebaran enthält Quecksilber, Antimon und Tellur. Die Nebelflecke sind als glühende Gasmassen ohne festen Kern erkannt worden, von welchen Wasserstoff und Stickstoff die Hauptbestandtheile zu sein scheinen Die mehrfach genannten Sounenflecke erklärt man sich als Schlackenbildungen, die bei der allmählichen Erkaltung der Sonnenoberfläche ebenso eintreten müssen, wie bei der Erde und allen andern Planeten, die in einem früheren Stadium ihrer Entwickelung ihr eigenes Licht besaßen. — Das Sonnenlicht erscheint ungebrochen unserm Auge — weiß; durch Regen- tropfen und ein Glasprisma wird es in die 7 Regenbogenfarben zerlegt: roth, hell- oder orangegelb, dunkelgelb, grün, hellblau, dunkelbau und violett. Daraus folgt, daß das weiße Sonnenlicht aus verschiedenfarbigen Strahlen zusammengesetzt ist, und daß es allein den Körpern die Farbenpracht mit- theilt, in welchen sie uns erscheinen. Das Licht bewegt sich von der Sonne Zur Erde in 8 Minuten; es legt also in einer Sekunde einen Weg von 41,000 Meilen zurück. Das ist die größte uns bekannte Geschwindigkeit. Diese Entdeckung verdankt die Astronomie dem Dänen Olof Römer 1676, welcher die Verfinsterungen der Jupiter-Trabanten genau beobachtete (§ 125). Die Erde ist demsel- den bald näher, bald ferner gerückt. Der Unterschied beträgt die Länge des Durchmessers der Erdbahn oder 42 Mill. Meilen. Jupiter verfinstert seine Trabanten, namentlich die drei ihm nächsten bei jedem ihrer Umläufe. Nach der Erfindung der Fernröhre berechnete man ganz genau die Zeit dieser Verfinsterungen. Die Beobachtungen stimmten mit den Berechnungen überein, wenn die Erde sich zwischen Sonne und Jupiter befand, aber wenn die Erde sich vom Jupiter enffernte, so stimmten sie nicht, und zwar trat in diesem letztern Falle die Beobachtung später ein, als die Berechnung bestimmt hatte. Die Ursache dieser Beobachtung fand Römer darin, daß das Licht Zeit gebraucht, um vom Jupiter zur Erde zu gelangen. Der Augenblick der Verfinsterung eines Jupiter-Trabanten und feines Austritts aus dem Schatten muß stets früher gesehen werden, wenn die Erde näher beim Jupiter steht, als in dem zweiten Falle, wenn sie weiter von ihm entfernt ist. Genaue Beobachtungen ergaben, daß das Licht den Durch- messer der Erdbahn (42 Mill. M.) in 16 Minuten durcheilt, und da die Sonne 21 Mill. M. von der Erde absteht, so gelangt das Sonnen- licht in 8 Minuten zur Erde. 2. Der Mond. Nur 5 Planeten haben Monde; auch unsre Erde wird nächtlich vom Lichte eines Trabanten erhellt. Unser Mond hat eine dreifache Bewegung: 1) um die eigne Achse, 2) um die Erde, 3) um die Sonne mit der Erde. Zur Umdrehung um seine Achse gebraucht er 27stz Tag. Da aber die Erde auf ihrer Bahn nie stille steht, so dauert es noch ungefähr 2ffs Tag, bis Erde und Mond wieder in die gleiche Stel-

10. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 358

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
358 § 126. Die Atrnosphärologie. Die Atmosphäre, d. i. der Dunstkreis, umgiebt unsere Erde wie eine Lufthülle, und besteht wesentlich aus einer Mischung von Sauerstoff und Stickstoffgas, welche ihre Grnndbestandtheile ausmachen. Sie enthält auch noch Wasserdampf in sehr veränderlicher Quantität, eine kleine Menge von Kohlensäure und Spuren von gekohltem Wasserstoffgas rc. *). Die Lust besitzt, wie alle gasförmigen (elastisch-flüssigen) Körper, drei Haupteigen- schaften: die Schwere, die Elasticität und die Durchsichtigkeit. Die Erschei- nungen, welche sich in der Atmosphäre eben in Folge jener Eigenschaften zutragen, nennt man Meteore, und die Lehre von denselben Atmosphärologie und Meteorologie. Die Luft hat eine Tiefe von 8 bis 10 Meilen, d. h. zwischen der Erdoberfläche und der äußern Luftschicht ist ein Zwischenraum von 8 bis Io Meilen, welchen die verschiedenen Luftschichten einnehmen. Der Luft- kreis hat eine der Form des Erdkörpers entsprechende fphäroidische Gestalt; über den Polargegenden ist er etwas niedriger, als über dem Aequator. Er gehört wesentlich zum Erdkörper und nimmt an der täglichen und jähr- lichen Bewegung der Erde Antheil. Großen Einfluß auf alle Erschei- nungen in der Atmosphäre übt die Wärme. Wärme, Feuchtigkeit, die Reinheit und die Strömungen der Luft bedingen das physikalische Klima (8 80. A.). Die Wärme dehnt alle Körper aus, die Kälte zieht sie zusammen. Auf diesem Gesetz beruht das Thermometer. Wie ist dasselbe eingerichtet? Welche Skala benutzt man gegenwärtig am häufigsten? Welche beiden andern Skalen gebraucht man auch noch? Wie reducirt man die verschie- denen Angaben der verschiedenen Skalen? Wie würdest du die lootheilige Skala anfertigen? 1. Die Lehre von den Isothermen. Die jedesmalige fühlbare Wärme der Körper heißt ihre Temperatur. Beobachtet man die Temperatur der Luft am Thermometer innerhalb 24 Stunden von Minute zu Minute, so erhält man die mittlere Tagestempe- ratur, wenn man alle wahrgenommenen Thermometerstäude addirt und diese Summe durch die Zahl der Beobachtungen dividirt. Auf diese Weise kaun man die mittlere Temperatur eines Monats und ebenso auch die eines Jahres finden. Hat man die Temperaturbeobachtungen an einem Orte mehrere Jahre lang angestellt, so kann man aus dem arithmetischen Mittel der mittleren Temperaturen die mittlere Jahrestemperatur feststellen. Der Gang der täglichen und monatlichen Wärme ist nicht immer gleich. Die größte Tageswärme fällt Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr, *) In einigen Küstenstrichen und Niederungen der tropischen und subtropischen Zone finden sich gasförmige Stoffe in der Luft, welche der Gesundheit der Menschen gefährlich find; man nennt sie Miasmen. Solche Gegenden find Herde für an- steckende Krankheiten, z. B. Aegypten für die Pest, Westindien für das gelbe Fieber, Guinea und Batavia für das Klimafieber, Indien für die Cholera.
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